Wenn auf dem Albumcover einer Band, die in erster Linie für ihren extrem unterkühlten Sound bekannt ist, Funken sprühen, steht so etwas schon mal für Veränderung. Um es gleich vorwegzunehmen, im Falle der britischen Wegbereiter des modernen Industrial, Godflesh, handelt es sich dabei aber anscheinend doch eher um eine formale Komponente. Zwar sind die two men and a drum machine für „Hymns“ zum Trio gewachsen, haben sich aber mit Ted Parsons, zuvor bei Prong und Foetus tätig, einen Drummer an Bord geholt, der es versteht, sich perfekt in den maschinellen Sound von Godflesh einzufügen, jedoch nicht, ohne ihm eine organische Komponente zu verleihen, die sich auf den Gesamtsound auswirkt. Alles in allem setzten Broadrick und Green ihren eingeschlagenen Weg auch mit menschlichem Pulsgeber konsequent fort. Die dreizehn Songs auf „Hymns“ klingen gewohnt trist und frei von Freude, verbreiten jedoch nicht mehr die Godflesh-typische Gefrierschrank-Atmosphäre. Statt dessen dringt aus den Boxen ein fast schon warmes Dröhnen. Näher als mit „Hymns“ sind Godflesh jedenfalls noch nie drangekommen, ein Rockalbum abzuliefern, natürlich, ohne sich den für ein solches gültigen Regeln zu unterwerfen. In ihrem Universum ist es vielleicht sogar eins – dafür sind sie immerhin Pioniere. Aber glücklicherweise definiert „Rock“ ja jeder anders.
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