Review
Artist: Fotos
Titel: Kids
- Artist: Fotos
- Label/Vetrieb: n/a
Fotos „Kids”
(CNTCT Records/PIAS/Rough Trade)
Nicht nur, dass man bei den Wahlhamburgern Fotos nie so recht wusste, wo man dran war. Zuletzt wusste man nicht einmal, ob sie überhaupt noch existieren. Seit dem letzten Album „Porzellan“, einem maschinellen Shoegaze-Monolith, herrschte sechseinhalb Jahre lang Funkstille bei der Band, die mit ihrem 2006er Debüt als deutsches Bloc Party-Pendant gehandelt wurde – und in der Folge gleich mehrere Häutungen durchlief. Inzwischen sind Tom Hessler und Kollegen in den Produzentenhänden von Tobias Siebert gelandet – und der Opener „Melodie des Todes“ schlägt einen ähnlichen The Cure-Bogen wie „Desintegration“ von Klez.e unter stärkerem Einsatz schmatziger Elektronik. Hinsichtlich der vielen Haken, die „Kids“ schlägt, ist der vierte Fotos-Longplayer vielleicht am ehesten mit dem zwischen Indie, Hamburger Schule und latenter Käsigkeit pendelnden Zweitling „Nach dem Goldrausch“ vergleichbar – allerdings ohne lauernden Autotune-Filter. Stattdessen tobt sich „Alles offen“ auf der alternativen Rave-Tanzfläche aus, das zweisprachige „Sterne zu Staub“ verbreitet so viel groovy-karibisches Flair, dass der frühere Tiger Tunes-Sänger Keshav Purushotham und die Kölner Electro-Popper Golf unbedingt mit ins Bild müssen, und wenn man sich bereits entspannen will, zieht „Fluss“ die Post-Punk-Gitarrenschrauben besonders kräftig an. Und so lautet bei Fotos die Frage nach wie vor: Was kommt als nächstes? Solange es wieder ein solches Album ist, grinsen wir weiter wie die „Kids“ auf dem Cover.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 04/2017
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