Review
Artist: Fotocrime
Titel: Always Night (EP)
- Artist: Fotocrime
- Label/Vetrieb: n/a
Fotocrime „Always Night“ (EP)
(Golden Antenna/Broken Silence)
Immer nur Post-Hardcore ist doch auch langweilig. Dachte sich vermutlich Ryan Patterson, verließ seine Band Coliseum, gründete mit Young Widows-Gitarrist Nick Thieneman und Bassistin Shelley Anderson Fotocrime und spielt nun Post-Punk. Noch allerdings mit überschaubarem Output – „Always Night“ versammelt sämtliche sechs Stücke, die das Trio plus Drummachine namens Mother bis jetzt eingespielt hat. Künftig dürfen es gerne mehr werden, wenn Fotocrime weiterhin so ein morbid-bewegliches Tempo vorlegen wie in diesen 22 Minuten. Denn hier erinnert nicht nur die steinerne Statue auf dem Cover an die Kollegen Protomartyr aus Detroit: Patterson raunt zu monoton programmierten Beats und knorrigem Bass ähnlich missmutig ins Mikro wie deren Sänger Joe Casey. Allenfalls wenn das elektronisch aufgepumpte „The Trance Of Love“ himmlische Background-Vocals von Bassistin Anderson zulässt, lockert sich der eiserne Griff ein wenig. Und irgendwie sind Fotocrime mental auch ein bisschen im zugigen Leeds zu Hause, wie „Plate Glass Eyes“, seinerzeit B-Seite der „Always Hell“-Single, belegt: Für den ausgesucht heiseren Gesang und die synkopisch aneinander zerschellenden Gitarren hätten auch Red Lorry Yellow Lorry gern ihre Lastkraftwagen umlackiert. Wenn’s nur nicht immer so dunkel wäre hier. Gute Nacht – im wahrsten Sinne des Wortes.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 12/2017