„Vor der Kaserne, vor dem großen Tor“ Die Kaserne ist in diesem Fall eine in Baghdad, & Sabine Lutzenberger (vgl. Helium Vola) leiht ihre faszinierende Stimme einer ’91er-Lili Marleen, die in den Worten eines alten portugiesischen Gedichts die Sehnsucht nach dem Geliebten formuliert, der mit dem König (in den Kriegü gezogen ist. Durchbrochen werden die Sehnsuchtsmelodien durch Zitate der beiden George Bushs & U.S.-Regierungssprecher Fleischer, begleitet wird all das durch die typische Horn’sche Elektronik. Ernst Horn konstruierte diesen subjektiven Blick auf die Schrecken des Krieges für das „digital-analog“-Festival (Oktober 2002, München), dem Bedauern, diese Musikperformance dort nicht dokumentiert zu haben, folgte die nachträgliche Aufnahme im Studio, wie sie mit der etwa halbstündigen CD veröffentlicht wird. Das Projekt fordert einige Aufmerksamkeit, ist aber gar nicht so konstruiert wie zunächst scheint, sondern mit viel Hirn & Herz komponiert. Wer rational-emotionale Auseinandersetzung – & seiÔÇÖs nur als Form von persönlichem Protest – nicht scheut, sollte dem neuen Lied der Lili Marleen seine Aufmerksamkeit schenken. Mit neuem Artwork, ansonsten unverändert, wird hiermit das erste Soloalbum von Ernst Horn aus dem Jahre 1991 wiederveröffentlicht. Den meisten wird die Montage aus Elektronik, Samples & Instrumenten (Oud & Lyra, gespielt von Michael Popp) zu anstrengend sein – was schade ist, steckt doch einiges Engagement (& viel, viel Arbeit) in diesem Projekt. Bedauerlich ist, daß bei der Neugestaltung des Artworks jene Graphik fehlt, die sehr anschaulich die Strukturen medialer Kommunikation visualisiert ÔÇô um so bedauerlicher, als sich Ernst hier (vgl. Interview) mehr mit der medialen Vermittlung des Krieges beschäftigt hat als mit dem Krieg selbst. Reichlich bitter stelle ich beim Wiederhören des Albums fest, daß die Menschheit wieder einmal nicht dazugelernt hat: Zu deutlich sind die aktuellen Fernsehbilder, Zitate etc. in dem wiederzuerkennen, was Ernst vor nunmehr zwölf Jahren dokumentiert hat „This is“, so Ernst im Begleittext, „not a political statement. This is a network of associations, cut up by emotions.“

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