(RYL NKR Recordings/Rough Trade)
Zwischen Kiel und Chihuahua, Fehmarn und Neuköln entrollt Erik Cohen auf „III“ ein weiteres musikalisches Roadmovie, das unprätentiös rebellisch aus den Boxen drückt. War die Reise zuletzt trotz Gitarren-Getriebe von waviger Düsternis geprägt, so gibt diesmal der Staub hustende Opener „Mexikanische Lieder“ die Richtung vor: Breitbeinige Riffs à la The Cult treffen auf Anleihen bei alten Judas Priest oder frühen Iron Maiden, gewürzt mit einem Spritzer skandinavischen Schweinerocks („Belphégor“). Da die gleiche Band mit an Bord ist, vor allem aber dank Eriks unverkennbarer Stimme und der zum Markenzeichen gewordenen vielschichtigen Bildsprache der Texte, wirken die zehn neuen Songs trotz stärkerer Fokussierung aufs schweißtreibende Saitenbrett gleichzeitig frisch und vertraut. Das liegt auch daran, dass die Melancholie der Vorgängeralben immer noch spürbar bleibt. Sie ist nur kerniger verpackt. Auch inhaltlich gibt es Anknüpfungspunkte an die große Themen der Vergangenheit: See und Sehnsucht („Fährwolf“), Niedergang am Rande der Wohlstandsgesellschaft („Englische Wochen“), Treue zu sich selbst und alten Idealen, die es aufrechtzuerhalten lohnt („Hart am Overkill“). „III“ wählt eine andere Route durch die Welt des Erik Cohen. Der fahrbare Untersatz ist der gleiche. Nur der Heckscheibenaufkleber von Motörhead ist neu. Ob der Tour-Van der Ära „III“ aus Wolfsburg stammt? Fakt ist: Dieses Album rockt und rollt und rollt.
Christoph Kutzer
Veröffentlicht: 02/2018