Von Martin Wiese, dem Initiator und lange Zeit alleinigen kreativen Ziehvater von Enid, hörte man zuletzt auf dem 2000er Album „Abschiedsreigen“. Einen solchen ließ das aus Porta Westfalica stammende Multitalent mittels stark mittelalterlich ausgerichtetem Dark Metal seine kreativen Impressionen auf diesem zweiten Werk in gar entrückter Art und Weise tanzen. Nun hält der talentierte Klassikstudent und Nachtpoet seinen Hörern nach einem Labelwechsel den „Seelenspiegel“ vor, welcher eine gehörige Weiterentwicklung im Enidüschen Sound reflektieren kann. Zog er sein Debüt „Nachtgedanken“ und den erwähnten Nachfolger noch überwiegend im instrumentellen Alleingang samt Drumcomputer auf, hat Martin nun mit dem Rhythmusgitarristen Alboü«n, den Leadgitarristen Thalos und Michael Kipp samt dem einschlägig bekannten österreichischen Trommelrevolver Moritz Neuner (u.a. Abigor) versierte Mitmusiker ins Studio geholt. Den Namen des letzteren las man in der Vergangenheit auch immer öfter – was für sein herausragendes Können spricht. Was ü£berall-Drummer Jörg Michael also für Deutschland ist, stellt Neuner für ü»sterreich dar. Den Namen sollte man sich merken. Dieses frische Besetzungsblut durchströmt den Enid-Bandkorpus und reichert ihn effizient mit einigen lebensspendenden musikalischen Nährstoffen an. Diese Tatsache kann dem „Seelenspiegel“ nun endlich einmal die erforderliche musikalische Klangtiefe verleihen, die man auf den Vorgängern trotz ihres hohen künstlerischen Anspruchs doch immer sehr vermißt hatte. „Seelenspiegel“ ist eine episch-heroische metallische Operette, eine hingebungsvolle Hommage an nächtliches Leiden geworden – auf der gleichermaßen prägende Einflüsse aus den Bereichen Gothic und Black Metal verarbeitet wurden. Besonders reizvoll sind die dramatischen Gesangslinien, in denen Martins baritonartiger Klar- mit seinem bestialischen Kreischgesang (ein wenig versetzt) übereinander gelegt worden sind. Ein wirklich außergewöhnliches Album, an den passionierte Dunkelmetaller
Veröffentlicht:
