Was ist die konsequente Fortführung des ursprünglichen Industrial-/Antimusik-GedankensüNachdem alles, was an Krach, Lärm und Unharmonischem irgendwie produziert und auf Tonträger gepreßt werden kann, in den letzten 20 Jahren produziert wurde (allen voran immer die Ikonen für den deutschen Industrial: die Neubauten), kann die konsequente Fortführung dieses Gedankens nur bedeuten, nach dem Krach die gegensätzliche Stille folgen zu lassen, wenn man glaubwürdig und nicht wie eine Reproduktionsmaschine agieren möchte. Im Industrial war es ideologisch gesehen immer wichtig, Kontraste deutlich zu machen und künstlerisch umzusetzen. Und genau das tun Blixa Bargeld und seine Mannen mit „Silence Is Sexy“. Hypersensible Mikrophone, auf die Haut der Musiker ausgerichtet, bewirken z.B., daß eine Zigarette, die von Blixa geraucht wird, die jeweilige Strophe von „Silence Is Sexy“ einläutet. Die Anspannung und Konzentration der Musiker im Studio hörbar zu machen, war bei der Verwendung der sensiblen Mikrophone ein erklärtes Ziel. So erwartet den Hörer das Maximum an Minimalismus. Aber auch für neu hinzugewonnene Hörer und Konsumenten der Neubauten, die eher Alben wie „Ende Neu“ mögen, ist eine Menge Material dabei. Auf der Doppel-CD (Dauer: insgesamt 69 Minuten, wovon die zweite CD nur aus dem knapp 20minütigen genialen Stück „Pelikanol“ besteht) befinden sich zahlreiche Stücke mit Hitpotential wie beispielsweise „Redukt“ oder „Sabrina“. Ironische und sehr humorvolle Stücke („Musentango“, „Anrufe in Abwesenheit“ und „Dingsaller“) dürfen auch nicht fehlen und zeigen, daß auch hochintellektuelle Geister schon mal über sich selbst lachen können. Inhaltlich werden vielfältige Themen aufgegriffen, vorrangig bleibt dabei aber immer die Thematik rund um die Verbindung der verschiedenen menschlichen Sinne (Welches Geräusch macht eine bestimmte Farbeü usw.). Die Neubauten sind mit den Jahren immer zahmer geworden, jedoch niemals langweilig. Und so ist auch „Silence Is Sexy“ ein hörenswertes Album, selbst für diejenigen, die sich immer noch an ihrem „Kollaps“-Vinyl festkrallen.
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