Einst erhob die „Hure Babylon“ ihr unheiliges Haupt in der Offenbarung des Johannes. Heuer wird das Sinnbild aller falschen Religionen von Alexander Paul Blake beschworen – umtost von Weltuntergangsschwermetall, der EwiG eine ganze Ecke aggressiver zeigt, als zuletzt. Das nachfolgende „GeysterGaleere“ oder „Tentakel der Angst“ erinnern mit Refrain-Chören und Schalck im Nacken bzw. dezentem Leierkasten-Flair stärker an die vergangenen Werke. Auch wenn er sich in fantastischen Bildern mit skurriler Note ergeht, klingt Blake aber oft ausnehmend giftig. Die Lust am Fabulieren trifft auf bittere Einsichten in den Zustand der Welt, die sich zu Songs wie „Für ein Halleluja“ formen. In solchen Momenten glüht der Draht zum Black Metal, der sich auf frühen Alben des Projekts zeigte, wieder effektvoll auf. Nun muss die Welt ja aber nicht zwingend hinweggefegt werden. Vielleicht scheidet sie ja auch prächtig dahin wie die Abendsonne? „Am Ende aller Zeiten“ lotet diese epische Variante aus – mit gegen Ende die Oberhand gewinnendem Sarkasmus. „Apokalypse Ga lore“ ist ein Album für Untergangs-Gour mets, das statt ausgelutschter Klischees, etwa den reitenden Todesboten oder der finalen Bombe, lieber eigene Szenarien zwischen Verwesungsgeruch (stark: „Die Körpersammler“) und lustvoller Feier im Angesicht der Finsternis („Die dunklen Zirkel der Macht“) entwirft. Was bleibt ist ein gutes Gefühl. Solange sich Platten wie diese drehen, sind wir noch am Leben!
Christoph Kutzer