Review
Artist: ECHOBOY
Titel: Giraffe
- Artist: ECHOBOY
- Label/Vetrieb: Mute, Virgin
Echoboy Richard Warren hat einiges hinter sich. Der Brite verquirlte auf seinen früheren Platten Detroit-Techno und Electronic Body Music zu mutiertem Pop, spielt mit der halben Spiritualized-Mannschaft live halsbrecherische Improvisations-Shows und konnte gerade noch der pikanten Versuchung widerstehen, bei Oasis einzusteigen. Ein kluger Schritt, auf dem neuen Album unter dem Namen Echoboy mal nicht alles allein zu machen, sondern sich mit Produzenten-Bär Flood jemand heranzuholen, der aus mehreren Tonnen Material das Essentielle rauszupicken und zu zehn richtig tollen Stücken zusammenzusetzen vermag. Das Resultat ist weit mehr als die bloße Blaupause aktueller britischer Befindlichkeiten des Posh-Pop, nämlich ein elektronisch grundiertes, detailfreudiges Song-Album, in dem Warren nacheinander die adulte Version der vielzitierten ÔÇÜTeenage AngstÔÇÖ, schiefliegende Beziehungs-Sarkasmen und auch mal überraschend um die Ecke biegende Glückseligkeiten vertont. Der Opener „Automatic Eyes“ läßt an charmante kontinentale Glam-Entwürfe denken, wie Das Pop oder The Ark sie manchmal anreißen, bevor bei „DonÔÇÖt Destroy Me“ eine blitzblanke Melodie auf abgemilderte Underworld-Beatboxen trifft. Zuweilen pendeln Warren und Flood gar zwischen Ambient und dunklen Balladen, bevor sich dann wieder rollende Grooves und trocken geschlagene Semi-Akustik-Gitarren aus düsterlichen Synthie-Einleitungen herausschälen. Und „Good On T.V.“ sollte mit seinem befreienden Refrain und dem bösen Blick auf die Hülle wunder Seelen jedem gefallen, der schon mal ein Mädchen kennengelernt hat, das zwar Mercedes hieß, aber viel besser aussah. Wer den Hals nicht voll kriegen kann, liegt hier richtig ÔÇô „Giraffe“ macht lange Ohren.
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