Eagulls
„Ullages“
(Partisan Records/Rough Trade)
Man muss es so sagen: Das selbstbetitelte Debüt von Eagulls aus Leeds hatte die Romantik einer Augenoperation. Und das nicht nur in Bezug auf den ruppig-grauen Post-Punk des Quintetts – das wenig zartbesaitete Video zum Song „Hollow Visions“ zeigte tatsächlich fieses Herumschnippeln an den Glupschern. Auf dem Nachfolger haben sich die Briten nun etwas beruhigt und rammen nicht mehr ganz so rohe Lärmpflöcke in die Landschaft, denn „Ullages“ variiert den Sound in ähnlicher Weise, wie der Albumtitel die Buchstaben aus dem Bandnamen durcheinanderwirft: Alles noch da, wenn auch etwas anders angeordnet. Songs wie das mit brodelndem Basslauf vorwärtsgetriebene „Skipping“ drosseln das Tempo deutlich, das tendenziell passend benannte „Blume“ oder die Single „My Life In Rewind“ schielen verstohlen Richtung Manchester und Rave-Rock – allerdings ohne diesen Schritt wirklich jemals zu vollziehen. Zu düster bauen sich unheilvolle Drohkulissen aus Gitarren-Reverbs auf, zu sehr erinnert George Mitchells Gesang an Robert Smiths Wehklagen aus der Frühphase von The Cure. In Sachen miese Stimmung stehen Eagulls den ebenfalls aus Leeds stammenden Autobahn oder den schottischen Kollegen Black International also wie gehabt in nichts nach, auch wenn sie diesmal ein paar mehr Seitenblicke wagen als zuletzt. Doch romantisch glotzen muss man deswegen noch lange nicht.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 05/2016