Review
Artist: Dool
Titel: Here Now There Then
- Artist: Dool
- Label/Vetrieb: n/a
Dool „Here Now There Then“
(Prophecy/Soulfood)
Erinnert Ihr Euch an den Typen in „Pans Labyrinth“, der seine Augen an den Handflächen hatte? Ich wette, er sitzt jeden Abend vor seinem Grammophon und lauscht dem Debüt der Niederländer Dool, schwelgt in den lyrischen Bildern von Sängerin Ryanne van Dorst, die von einer aus Sünden geschmiedeten Krone („The Alpha“) oder einer Ziege erzählt, die ihre Fesseln sprengt und auf die Welt uriniert („She-Goat“). Für sich genommen mag das banal wirken. Im Gesamtzusammenhang entsteht aus den eigentümlichen Metaphern eine Welt voller Seltsamkeiten und Geheimnisse, erwächst aus den Texten ein schattiger Märchengarten, in dem sich goldene Schlangen um den Baum der Selbsterkenntnis schlängeln. Die Musik sorgt dafür, dass man ihn mit allen Sinnen wahrzunehmen glaubt. Schon der Opener „Vantablack“ zeigt, mit welcher scheinbaren Selbstverständlichkeit Dool Schönheit und bedrohliche Schwere vereinen. Tiefdunkle Riffs, perlende Begleit- und singende Sologitarren laden zum Schwelgen ein. Das ist aber nicht alles. „Golden Serpents“ kommt federnd und verführerisch daher. Ob hier Hippies ein Tänzchen im Mondlicht wagen? Eher nicht, und wenn, dann sind sie von uralten Geistern besessen und nicht ganz ungefährlich – das signalisiert Ryannes aggressiverer Gesang in der Bridge. „Oweynagat“ dürfte auch Goth-Rockern gefallen, „The Alpha“ stürzt den Besucher in eine Grotte voll finsterer Visionen. Beschwörende Chöre hallen herüber und es bleibt nur, sich an den Melodielinien festzuhalten, um nicht ins Bodenlose zu stürzen. Diese vielseitigen und packenden Songs in eine Stilschublade zu sperren, kann man sich schenken. Ergiebiger ist es, Ryanne van Dorst ins Unbekannte zu folgen. Allerdings sollte man sich vorsehen. Es besteht akute Suchtgefahr.
Christoph Kutzer
Veröffentlicht: 03/2017
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