Digitalism
„Mirage“
(Magnetism/[PIAS] Cooperative/Rough Trade)
„Das Melodische ging uns auf den Sack.“ Welch erfrischendes Statement, das Digitalism aus Hamburg letztes Jahr in einem Interview vom Stapel ließen, nachdem sie mit „Roller“ gerade ihren wohl härtesten und punkigsten Track veröffentlicht hatten. Irgendwie konnte man Jens Moelle und Ismail Tüfekci verstehen, war doch ihr letztes Album „I Love You Dude“ im Vergleich zum mächtigen Debüt „Idealism“ rückblickend etwas verhalten geraten. Doch keine Sorge: „Mirage“, der dritte Longplayer des housigen Electro-Duos, ist für alle da. Vor allem für Fans von Daft Punk: „Arena“ potenziert die Hook aus „One More Time“, „Battlecry“ bedient sich kaum weniger unverhohlen bei „Crescendolls“. Aber auch sonst wird viel geboten. Mit „Go Time“ ist ein würdiges Pendant zum 2007er Digitalism-Hit „Pogo“ dabei, „Destination Breakdown“ und „Indigo Skies“ strafen das eingangs angeführte Zitat wirkungsvoll Lügen, und gegen das treffend benannte „Power Station“ wirkt Underworlds „Push Upstairs“, als würde ein halbwüchsiger Klopfgeist auf einem Piano herumstolpern. Den ungelenken HipHop-Wackler „The Ism“ und ein paar eher unmotivierte Phoenix-Raubzüge lassen wir also einmal unter den Tisch fallen, freuen uns über 75-minütige elektronische Vollbedienung und warten darauf, dass Pharrell Williams und Giorgio Moroder bei Daft Punk Hausverbot bekommen. Wenn nicht, gibt es immer noch Digitalism.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 06/2016
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