Ein richtiger Tote Hosen Fan war ich zugegebenermaßen noch nie. Klar, bei Songs wie „Opel-Gang“, „Ficken, bumsen, blasen“ oder „Willi muß ins Heim“ war bewegungsenergetisch auf Klassenfahrten einiges los und auch später bei „Ein kleines bißchen Horrorschau“, „Ein Schritt zuviel“ oder „35 Jahre“ wurde quasi post-pubertär so manches Dosenbier seinem bitteren Ende entgegen geführt. Bis zum Eintritt in die Berufsschule des Erwerbstätigen-Lebens waren Campino und seine Leute immer eine sichere Bank, wenn es um die Beschallung von Schülerparties und privaten Festivitäten ging. Doch irgendwann wendete sich das Blatt: Die Düsseldorfer Ur-Punks mit ungebrochenem Hang zur aussichtslosen Fortuna und für Norddeutsche nur schwer nachvollziehbaren Altbier-Vorliebe mußten einer Unmenge neuer Einflüsse Platz einräumen, entwickelten sich zusätzlich auch noch zunehmend in Richtung Deutschrock (siehe Bad Religion-Syndrom) und verloren daraus resultierend zuhörends an Gewichtung. Weshalb nun eine Rezension der ersten Auskopplung „Was zählt“ des kommenden Albums „Auswärtsspiel!“üBei aller Plakativität und Schwarzweißmalerei schafft Aushängeschild Campino in ganz wenigen, an einer Hand abzuzählenden Momenten doch den seltenen Quantensprung in einigermaßen realitätsnahe und semi-ernstzunehmende Text-Gefilde außerhalb der gerne zelebrierten Anti-Alles-Kerzenschein-im-besetzten-Haus-Attitüde. Zumindest der Titelsong zeugt von einem gewissen Blick über den Dosenbierrand, auch wenn sich die folgenden drei Stücke wieder aussichtslos im altbekannten Pseudo-Politpunk verlaufen. Trotz guter Ansätze: Zum richtigen Tote Hosen Fan bring‘ ich es wohl nie…
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