De Montevert
„De Montevert“
(Nomethod/Broken Silence)
Wenn eine junge Sängerin ein Lied anstimmt, das „Let’s Not Run Away Together“ heißt, dann lässt bereits das positiv aufhorchen. Treffen sich im wirklichen Leben etwa ständig Paare, die miteinander bis ans Ende der Welt durchbrennen wollen? Schön, dass sich hier mal jemand weniger euphorisch äußert. Noch schöner ist es deshalb, weil die Schwedin Ellinor Nilsson die Kunst beherrscht, schon allein durch wenige Gitarrenakkorde und ihre Stimme zu fesseln, wie in „Home“ oder „Forever“, das mit seinem rohen Charme ein bisschen an PJ Harvey erinnert. „It’s Alright, I’m Probably Dreaming“ hingegen ist ein auf reduziertem 90er-Jahre-Alternative-Gerüst einher schwebendes Bekenntnis zum Fantasieren. Auch wenn der Typ zum Pferdestehlen noch nicht in Sicht ist: Träumen darf man. Nilssons Songs kreisen um alle Facetten der Liebe, um Hoffnungen und Verrat, Einsicht und Unvernunft. Das abschließende „Ode To Mental Instability“ fasst gewissermaßen zusammen, wo der Hase im Pfeffer liegt, wenn wir uns auf die große Gefühlskirmes einlassen. „De Montevert“ ist ein auch in seinen überraschend groovigen Momenten (geradezu funky: „Hostage“) leises Album, das einen nicht umbläst, sondern umgarnt und einem mit mehrfachem Hören ans Herz wächst.
Christoph Kutzer
Veröffentlicht: 04/2016
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