Mit „Homework“ haben Daft Punk dereinst das „Blair Witch Project“ der Elektronikmusik geschaffen. Mit minimalem Equipment in einer Pariser Mietwohnung produziert, ist das Ding buchstäblich auf der ganzen Welt eingeschlagen wie eine Bombe. „Around The World“ war einen Sommer lang ein Hit, und irgendwie liebten alle die schrammeligen, verzerrten Sounds, die Vocoderloops und die fetten, fetten Beats. Mit ihrem Stardust-Ausflug „Music Sounds Better With You“, einem genial-kalkulierten One-Hit-Wonder, perfektionierten sie ihre auf dem einfachen Prinzip „weniger ist mehr“ basierende Formel, und dann wurde es still. Mit „One More Time“ kündigte sich dann bereits im letzten Herbst ein neues Album an, das nun seit Ende März erhältlich ist. „Discovery“ heißt es, und der Name ist äußerst mehrdeutig. Einerseits bedeutet er natürlich „veryDisco“, daran gibt es nichts zu deuteln, denn das ist das Album. Andererseits, und das deutete die Single schon an, geht es natürlich um Entdeckungen, die sich auf diesem Album versammeln. Samples, die die beiden in ihrer Vinylsammlung entdeckt haben, aber auch die Entdeckungen, was passiert, wenn man an diesem oder jenem Knopf dreht. Für den Hörer gibt es demzufolge zwar auch viel zu entdecken, dumm ist nur, daß das fast nur auf formeller Ebene stattfindet, denn die Ideen, die Daft Punk uns auf ihren Zweitling präsentieren, klingen weder so frisch, noch sind sie so mitreißend wie auf „Homework“. Während dort die „billig“ klingenden Samples und der exzessive Vocodereinsatz noch einen Großteil von Daft Punks Charme ausmachten, wird die ganze Kiste innerhalb der ersten drei Stücke bereits so überstrapaziert, daß man das Gefühl bekommt, die beiden haben sich bei dem Versuch, aus der Not eine Tugend zu machen, gründlich verrannt. Mehr als einmal beschleicht einen das Gefühl, der größte Teil der Arbeitszeit an „Discovery“ ist dafür draufgegangen, die Sounds mit Gewalt auf lo-fi zu trimmen. Auch schade ist, daß die meisten der 14 Songs mit ihren knapp dreieinhalb Minuten einfach zu kurz sind, um einen richtig zufriedenzustellen. Friseusenschocker wie „Rolling & Scratching“ sucht man auf „Discovery“ ebenso vergebens wie würdige Nachfolger für „Revolution 909“ oder „Around The World“. Ob die bösen Zungen, die behaupten, die Entdeckung an „Discovery“ sei lediglich, daß Daft Punk mit ihrem Stardust-Smash-Hit bereits ihren Zenit erreicht hatten, recht haben, wird sich zeigen.
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