David Tibet ist nun wohl der einzige (abgesehen von Ostara), der das Kultlevel des World Serpent Labels aufrecht erhält. Nichts gegen neue, vielversprechende Bands bei den englischen Schlangenbeschwörern, aber Tibet steht nun doch etwas einsam auf verlassener Flur da, nachdem seine Freunde fluchtartig (oder: konsequent) mit ihren jeweiligen Bands das Label verlassen haben. Anyway, das neueste Werk eines Menschen, den ich für sein musikalisches Werk, für seine ganz eigene, surrealistisch-philosophische Welt und allumfassende Weltsicht immer bewundert und auf eine ganz eigene Art geliebt habe, strapaziert mit „Faust“ die Ohren seiner Anhänger doch sehr. Das „Album“ besteht aus einem einzigen 36minütigen Stück, das hauptsächlich auf einem Endlos-Loop eines Glockenbimmelns, gruseligem Monstergebrumme, dem hektischen Flüstern von Tibet und einem schrägen Jenseits-Chor basiert. Diverse Geräusche oder Sprachsamples kann der aufmerksame Hörer mit der Zeit herausfiltern und vielleicht definieren, doch wen bringt das wirklich weiterü Festzustellen bleibt, daß Meister Tibet das doch wohl hoffentlich nicht ernst gemeint hat, sondern nur in Geldnöten war! Denn an den Mann (in diesem Fall: an die Frau) bringt er seine Scheiben nach wie vor, sicher war nicht nur ich so blöd, circa DM 30,00 für diese CD auszugeben (nachdem World Serpent es nach wie vor nicht nötig hat, Promos zu verschicken, wie jedes andere vernünftige Label)… Schön ist an „Faust“ lediglich die Aufmachung: Der CD liegt ein fast 40-seitiges Booklet bei, das eine Geschichte erzählt, die in einem christlichen Schweigeorden spielt. Die Mönche dort besitzen ein merkwürdiges, „gefährliches“ Manuskript, das dem Leser in der Art des klassischen SatanismusÔÇÖ des ausgehenden 19. Jahrhunderts von der Versuchung des „Sohn Gottes“, Shaitan, erzählt. Eric Count Stenbock (1860-1895) ist der Autor dieser Geschichte. Durtro wird seine düsteren Werke nun auf David Tibets Geheiß hin veröffentlichen. Verbindet man die Geschichte mit der Musik, könnte die Musik durchaus eine Art Soundtrack zu den unheimlichen Begebenheiten in der Geschichte sein. Doch selbst in diesem Falle kann ich nur sagen: Ich mag altbacken klingen, aber ich mag Alben wie „Soft Black Stars“ oder klassische Meisterwerke wie „Thunder Perfect Mind“ wesentlich lieber als „Faust“. Sorry, David!
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