Crippled Black Phoenix
„White Light Generator“
(Cool Green Recordings/Mascot/Rough Trade)
Justin Greaves hat gerne viele Leute um sich: Bei seiner Band Crippled Black Phoenix geht die Zahl der Musiker, die seit 2004 beteiligt sind oder waren, in die Dutzende. Viel zu sagen hat Greaves auch: Schon „I, Vigilante“ erreichte trotz EP-Status eine Spielzeit von über einer Dreiviertelstunde. Logisch, dass ‚richtige’ Alben da noch länger sind – „White Light Generator“ dauert nicht nur 70 Minuten, sondern besitzt auch eine ‚Black Side’ und eine ‚White Side’, wobei erstere den Lauteren macht. An Intensität büßen Crippled Black Phoenix samt der zurückgekehrten Pianistin Daisy Chapman aber nirgends ein: Auch wenn der Auftakt „Sweeter Than You“ noch schmachtet, ziehen Greaves und Kollegen die Schrauben von Post-Progressive und epischer Psychedelia danach spür- und hörbar an. „No!“ wühlt sich in zwei Parts zerfasernd durch malmende Akkorde und irrlichterndes Piano. Diese Intensität steigert sich bis zum teufelnden „Parasites“ unaufhörlich, ehe ein beschwörender Sermon den ersten Part beendet – donnernder Nervenkitzel von der dunklen Seite des Mondes. Nach „Northern Comfort“ wird es beschaulicher und teilweise sogar freak-folkig, doch Songs wie „Caring Breeds The Horror“ oder „You’ll Be Murdered“ gemahnen nicht nur an vergröberte Pink Floyd, sondern auch an die verdrehten Schreckensrock-Epen von John Congletons The Paper Chase. Aufgepasst also: In Bristol steckt der Teufel nicht nur bei Portishead, sondern auch hier im Detail.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 04/2014