Review

Artist: CREMATORY

Titel: Oblivion

Crematory „Oblivion“

(Steamhammer/SPV)
Einen ganzen Ticken raffinierter konzipiert und produktionstechnisch generell ausgeklügelter als auf dem 2016.er Vorgängeralbum zeigen sich die Pfälzer Gothic Metal-Pioniere. Schließlich holte sich Drummer Markus Jüllich bewusst die richtigen Kompetenzen dazu, um den musikalischen Rahmen diesmal dicker und breiter in einem werden zu lassen. Für den neuen Langdreher „Oblivion“ schufen Crematory zwölf kompakte Songs, die dem Intro „Expectation“ folgen. Den Grundstock setzen die Beteiligten im erweiterten Line-Up mit kernig-stabilem Gotikstahl, in den allerlei atmosphärische Synth-Elemente und prima zweckdienliche Electronics clever legiert wurden. Frontmann Felix vokalisiert mit gewohnter, souveräner Growlstimmstärke bullig, dominant und elegisch, präsentiert sich aber in Sachen eingebrachtem Gefühlsreichtum wie gewohnt als ein echtes Original. Mit dem erhebenden „Ghost Of The Past“ glückte eine neue große Bandhymne, die sich schon beim ersten Hörkontakt in die Hörnerven hakt. In dieselbe imposante Kerbe haut „Wrong Side“, wobei ein spannend nuancierter Mix aus massiver Erkenntnis und schwebender Besinnlichkeit geboten wird. Ebenfalls phänomenal dabei: Erst einmal gehört, nistet sich die Nummer dauerhaft im Geist ein. Auch mit klargesanglich im wahrsten Sinne des Wortes angereicherten Stücken wie „Until The Dawn“ beweist die Band das Gespür für unter die Haut gehende und völlig zeitlose Melodien. Balladeske und träumerische Momente wie in „Revenge Is Mine“ dürfen gekonnt und flüssig sprudelnd mit tragend sphärischem Modern Metal-Kolorit koalieren. Ganz zu Ende ausgetüftelte Refrains und Tonfolgen sind ohnehin eine der signifikanten Stärken dieser neuen Scheibe, für die sich Crematory nicht im Geringsten wiederholten. Das Ganze völlig frei von Unentschlossenheit und Versuchscharakter, ist trotz höherer Härtefaktoren so betont elegant und gezielt geschmackvoll gemacht, dass auch Rock-Fans an einigen Kompositionen tieferen Gefallen finden könnten. Die oft enorm griffige, reibungslos funktionierende Simplizität der aufs Wesentliche reduzierten Songstrukturen mitsamt dem multipel betriebenen Aufwand für findig facettenreiche Arrangements und mannigfaltig detaillierte Feinheiten machen aus „Oblivion“ eine würdig erwachsene und verdammt charakterstarke Platte.
Markus Eck

Veröffentlicht: 04/2018

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