Cold Specks
„Neuroplasticity“
(Mute/GoodToGo)
Al Spx schmunzelt vermutlich heute noch verlegen, wenn man sie daran erinnert, dass sie den Stil ihrer Band Cold Specks auf Facebook einmal spaßeshalber als Doom Soul bezeichnete – ein Etikett, auf das sich viele Journalisten ob des schwer festzunagelnden Debüts „I Predict A Graceful Expulsion“ nur zu gerne stürzten. Drücken wir es mal etwas undogmatischer aus: Cold Specks’ Musik ist eine dunkle Angelegenheit und lebt sowohl von der verrauchten Stimme der dunkelhäutigen Kanadierin als auch von Einflüssen aus Gospel, Swamp Blues und Singer-Songwriter. Ihren Sound hat sie für den Nachfolger jedoch merklich aufgepumpt: Zu den in der Tat von düsterem Soul durchspukten halbakustischen Songs gesellen sich hier fiebrige Drone-Elemente, geisterhafte Chöre und nicht zuletzt die immer wieder stichflammenartig dazwischenfahrende Trompete des US-Jazzers Ambrose Akinmusire. Im unheimlichen Vorabstück „Absisto“ droht sogar eine ganze Armada von Bläsern, und wenn Michael Gira von Swans als Gastvokalist ins Spiel kommt, offenbart sich die ganze Tragweite der bedrohlichen Veranstaltung: Obwohl er in „Exit Plan“ nur die zweite Stimme singt, wäre das Stück auch auf seinem letzten Monumentalwerk „To Be Kind“ nicht fehl am Platze gewesen. Ebensowenig wie das immer wieder aufbegehrende Noise-Stakkato von „Old Knives“, das sich hinterrücks anschleicht und schließlich mit Getöse im Bewusstsein des Hörers implodiert. „I’ve got an unrelenting desire to fall apart“, bekräftigt Al Spx abschließend – auf „Neuroplasticity“ jedoch hält sie alle unheilvollen Fäden in der Hand.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 09/2014
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