For those mit kurzem Gedächtnis oder mangelnden Lärmstruktur-Kenntnissen vorweg: Chris Connelly war in früheren Zeiten Oberbrüllaffe von Ministry und Revolting Cocks, wenn Al Jourgensen im Koma lag, verdingte sich anschließend als Röhre von Industrial-Rockern wie Murder Inc. oder The Damage Manual und arbeitet heute wieder in einem Chicagoer Plattenladen. Musiziert und getourt wird nur noch, wenn er Lust dazu hat. Mit seinem letzten Album „Blonde Exodus“ war Connelly dann endgültig als Thin Black Duke im Post-Post-Glam-Zeitalter angekommen und präsentierte melancholische Popsongs mit Bowie-Vorbildcharakter, wobei immerhin einige Ohrwürmer wie „Blue Hooray“ herauskamen. Und daran hat sich auf „Private Education“ eigentlich nicht viel geändert – nur daß Connelly seiner Band The Bells freigegeben und mit Julian Beeston als Engineer acht betont sparsame Akustikgitarren-Stücke aufgenommen hat. Der Sound ist für Lagerfeuermusik brillant (wenn auch der Titel des vorletzten Albums „The Ultimate Seaside Companion“ hier ungleich treffender gewesen wäre), die Songs recht schön und schön ruhig, doch da neben Gesang und Klampfe wenig mehr als eine tackernde Rhythmusmaschine für Abwechslung sorgt, sinkt ab der Hälfte der Spannungsbogen doch rapide. Also nix wie raus in die Natur und die Grillanzünder nicht vergessen, bevor demnächst der Herbst die Bewandtnis für „Private Education“ wegfegt. Bis dahin ein durchaus bekömmliches privates Vergnügen.
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