(Insane Records)
Allzu leicht macht es sich das griechisch-russische Aggrotech-Duo mit bedenklichem Namen auf seiner ersten Vollzeit-Visitenkarte nicht. Denn anstatt unbekümmert gnadenlos auf Krawall zu setzen, versucht es, in nahezu sämtliche Richtungen zu schielen, die sich irgendwie vereinnahmen lassen, um ohne Gesichtsverlust auch mal die alten Combichrist rekapitulieren zu dürfen. Dieser Versuch, er macht nicht nur klug. Sondern gelingt auch: Die Rechnung aus Geballere, ans Sentiment rührender Electro-Altbackenheit und unbedingter Partytauglichkeit geht auf! Weil hier eindeutig mehr mit Herzblut als mit Kalkül ans Werk gegangen wird. Ja, Chameleon arbeiten mit dreisten Hooks! Und so bekommt man einen Track wie „Suicide“ – verdammt noch mal – nicht mehr so schnell von der kranialen Festplatte. Auf den Exotenbonus sei ohnehin verzichtet. Alex und Azie sind glasklar Teil des Ganzen. Mit sehr persönlicher Note. Und einer versiert eingebrachten Überzeugung, dass Aggrotech auch seine poppigen Vorläufer mitschleppen darf, so diese nicht die vorgegeben stupide Taktgebung stören. Das Wandeln zwischen ordnungsgemäßer Erbarmungslosigkeit und vermeintlicher Verzärtelung gelingt Chameleon – mit Blasen in den Platformboots.
Stephan Wolf
Veröffentlicht: 02/2017
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