So knapp vor der Deadline, daß keine Zeitung mehr dazwischen paßt, ist der neue Wurf von Carpathian Forest noch so gerade eben hier gelandet. Da das Werk hier ohne jegliche Beipackzettel, Fotos oder sonstiges Infomaterial angekommen ist – wirklich, liebe Leute von Avantgarde Music, schämt Euch, sogar den Vertrieb des Albums mußte unser geschätzter Orga-Man erst noch selbst ermitteln, und das alles auf die letzte Sekunde – fällt es mir zwar offen gesagt etwas schwer, Carpathian Forest kompetent in den Kontext wiedereinzuordnen, aber ich denke, wenn ich sie jetzt unter Black Metal einsortiere, mache ich nicht viel falsch. Vielleicht hätten die Musikanten aus den Karpaten aber auch nicht halb so viele nette Worte gewidmet bekommen, wenn ich vorher ihre geschminkten Gesichter hätte sehen müssen. Nachdem das eineinhalbminütige Intro unheillvoll verklungen ist, geben die Jungs auch schon Vollgas, lassen die Klampfe sägen und die Double-Bass donnern, daß man sie fast schon mit bleichgeschminkten Gesichtern und schwarzen Kutten vor sich sieht. Trotzdem kann „Strange Old Brew“ kann an einigen Stellen gewaltig Punkte gutmachen. So ist die Produktion recht transparent und druckvoll ausgefallen, was bei Black- bzw. Death-Metal ja keine Selbstverständlichkeit ist. Desweiteren zeigen Carpathian Forest auf „Strange Old Brew“ mehr als einmal, daß sie doch mehr draufhaben, als non-stop zu knüppeln und heiser zu schreien, so zum Beispiel auf „House Of The Whipcord“ oder „Cloak Of Midnight“, besonders aber mit ihrer liebevollen Coverversion des „Theme From Nekromantikk“, einer Verbeugung vor Jörg Buttgereits kultigem Leichenschänder-B-Movie. Mit der letzten Nummer, „The Good Old Enema Treatment“, was soviel wie „Die gute, alte Einlaufbehandlung“ heißt, einer mit ein paar Sounds unterlegten Tonspur, die vermutlich aus irgendeinem Japan-Porno gerippt wurde, in dem höchstwahrscheinlich genau das passiert, was der Titel andeutet, klingt das Album dann nach 38 Minuten mit einem genialen Intro für kommende Tapes fürs Auto oder zum An-die-Lieben-verschenken aus.
Veröffentlicht: 2000
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