Rund sieben Jahre nach „Le Vergini Folli“, einem recht streng im (neo-)klassischen Format gehaltenen Album, gibt sich das legendäre und vielköpfige Ensemble um seine Vordenker Elena Previdi und Evor Ameisie anno 2024 wieder breiter gefächert. Sogar der recht eingängig-pompöse Folk Noir der ganz frühen Tage lässt sich blicken, wenngleich „Atalanta Fugiens“ (benannt nach und inspiriert von dem gleichnamigen Emblembuch des Alchimisten Michael Meier von 1617) ziemlich unfehlbar von den beiden Spezialitäten des Kammerorchesters aus Mailand zehrt und dominiert bleibt: Gesang und Perkussion. So begeben sich gleich drei Sopranistinnen in den Clinch mit nahezu ungezählten Schlagwerken; eine Kombination, für die Camerata Mediolanense nach wie vor die Exklusivrechte zu besitzen scheint. Dieser Clash, dazu noch im hoch artifiziellen Kasus, mag seinem Publikum recht viel Aufmerksamkeit und innere Gediegenheit abverlangen. Zum lockeren Nachpfeifen sind die zehn neuen Kompositionen gänzlich ungeeignet. Doch die Auseinandersetzung mit ihrem jeweiligen (auch um die Ecke gedachten) Aufbau sowie die Bereitschaft, mal auch im Grundsatz von den Strukturen der Liedhaftigkeit zu abstrahieren, erschließen den Boulevard zur geradezu höfisch anmutenden Prachtentfaltung. Womit sich auch der Kreis zur Alchemie wie die eines Michael Meier lautstark schließt. Solve et coagula. Am besten in einem Konzertsaal der Kategorie A.
Stephan Wolf
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