(Sonic Groove/Ready Made)
Ein New Yorker in Berlin – und genau da gehört er hin. Joey Blush ist nämlich in vielen elektronischen Stilen zu Hause, Hauptsache sie sind dunkel und lassen es knarzen und scheppern. Skinny Puppy, The Prodigy, Autechre, Orphx – nur einige der Einflüsse, die Blush auf seinen Platten verarbeitet, zuletzt auf der Ende 2016. erschienenen EP „Human Augmentation“. Mit seinem dritten Album geht der gebürtige Kubaner nun aufs Ganze und schraubt ein aggressives Ungetüm zusammen, das seine stählernen Qualitäten aus monotonen Techno-Auswüchsen, Industrial-Geratter und EBM-Versatzstücken bezieht. Harmonische Songstrukturen oder namhafte Features kommen hier also weitestgehend nicht in die Tüte: Es regiert der konsequent durchexerzierte Killertrack. Lediglich einmal darf Front Line Assembly- und Conjure One-Koryphäe Rhys Fulber an „Painkiller“ mit Hand anlegen. Zum Spannungsbogen von „Infinite Density“ gehört außerdem, dass die elf Stücke nur mit Verzögerung aus sich herausgehen: Erst nachdem geisterhafte Installationen wie „Panic Stricken“ oder „Aum Shinrikyo“ vorgeheizt haben, prasseln die reduzierten Acid-Kracher „Serpentine“ und „Tryptamine“ auf den Hörer nieder, während man „Infinite Dread“ und „Tessellate“ auch in Body Music-Clubs abladen kann. Dank seiner schon im Titel festgeschriebenen Dichte passt dieses Album aber auf gleich mehrere Tanzflächen auf einmal. Säurebad des Monats!
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 12/2017