Blood Red Shoes
„Blood Red Shoes“
(Jazz Life/[PIAS] Cooperative/Rough Trade)
Es gibt Bands, die dürfen so etwas einfach: auf der Bühne eine Dreiviertelstunde lang eigentlich immer den gleichen tollwütigen Song spielen. Macht nichts – und sogar großen Spaß, solange die Power stimmt. The Thermals etwa gehören zu diesen Bands, und auch Blood Red Shoes aus Brighton holen live aus begrenztem Abwechslungsreichtum das Maximale raus. Da konnte man sich schon ein paar Gedanken machen, als Laura-Mary Carter und Steven Ansell vor zwei Jahren auf „In Time To Voices“ bis auf ein, zwei prügelnde Zweiminüter in nachdenklichem Midtempo verharrten. Doch dieses Intermezzo war nicht von Dauer, wie das selbstbetitelte vierte Album zeigt: Die beiden können es noch – und begrüßen einen in „Everything All At Once“ mit den Worten ‚Don’t slow me down’. Und Langsamkeit ist meist tatsächlich keine Option auf „Blood Red Shoes“: Im Schweinsgalopp geht es durch die Single „An Animal“ oder den groben Schleifer „The Perfect Mess“. Diese unbändige Energie straft Hits wie „It’s Getting Boring By The Sea“ vom Debüt „Box Of Secrets“ augenblicklich Lügen, wenn Carter ihre Gitarre so tieffrequenzig röhren lässt wie einst Death From Above 1979 den Bass und Ansell am Schlagzeug ordentlich durchdreht. Zwar ist das Duo mittlerweile so umsichtig, ab und an das Tempo rauszunehmen, doch das tut dem Vergnügen keinen Abbruch, solange, siehe oben, die Power stimmt. Und das ist hier durchgängig der Fall.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 03/2014