(Abstract Dragon/Pias/Rough Trade)
Wenn sich eine Band gruselige Masken aufsetzt und brutalen Lärm fabriziert, mag das Zartbesaitete schockieren. Der Effekt verpufft allerdings schnell. Bei einem Böller zuckt man eben nur zusammen. Wenn es hingegen ständig nach Schwelbrand riecht und die innere Anspannung aufgrund einer schwer greifbaren, aber stets spürbaren Bedrohung zum Dauerzustand wird, dann wirkt das weit nachhaltiger. „Wrong Creatures“ ist ein Album, das diese Grundstimmung transportiert. Vom düsteren Tribal-Aperitif „D.F.F.“ bis zu den dunklen, hart angeschlagenen Pianoakkorden von „All Rise“, das im weiteren Verlauf auch Anklänge an den späten Johnny Cash enthält: Die Abgründe lauern überall. Trotzdem ist diese Liedersammlung nicht deprimierend, sondern kraftvoll und – eine entsprechend sympathisch verquere Disposition vorausgesetzt – ausgesprochen unterhaltsam. Nicht nur, wenn Peter Hayes und seine Mitmotorcycler, begleitet von gespenstischem Orgelspiel, im „Circus Bazooko“ vorbeischauen, wo vermutlich ein Toter neben dem Trapez baumelt. In „Echo“ schwebt möglicherweise dessen Seele gen Himmel. Ja, er habe viel über den Tod geschrieben, lässt Hayes verlauten. Der habe ja aber auch seine komische Seite. Damit ist gut beschrieben, wes Geistes Kind diese Platte ist. Obwohl der zwischen Americana, Psychedelik, Garagensound und Rock changierende Klangkosmos des Black Rebel Motorcycle Club musikalisch anders gelagert ist: Die Intensität dieses achten Langspielers lässt durchaus Gedanken an Künstler wie Nick Cave zu. Nicht nur, weil Produzent Nick Launay schon Cave- und Grinderman-Werke aufgezeichnet hat. Angesichts von zwanzig Dienstjahren ist das nicht nur packend, sondern beeindruckend.
Christoph Kutzer
Veröffentlicht: 02/2018