BJ Nilsen
„Eye Of The Microphone“
(Touch/Cargo)
Treffender als mit dem Albumtitel lässt sich das Treiben von Touch-Akteuren wie BJ Nilsen oder Chris Watson wohl kaum umschreiben. Nilsen war 2012 als „Artist in Residence“ in London, um Schülern und Studenten die Idee der Soundart näher zu bringen. Die ersten Tage und Nächte verbrachte er damit, durch die Stadt zu streifen und im richtigen Moment die REC-Taste am Aufnahmegerät zu betätigen. Nilsens Herangehensweise an Soundart ist keine dokumentarische, sondern eine künstlerische. Er nimmt auf und erschafft durch den Prozess der Komposition bislang nicht existente akustische Orte. Sein klanglicher Abdruck von London hat wenig mit der meist lauten und schrillen Hektik der Themse-Metropole gemein. Das Fehlen des optischen Eindrucks lässt viele Klänge unbekannter Herkunft im ersten Moment bedrohlich wirken, umso stärker strahlt dafür im Gegenzug die Schönheit des geisterhaften Chors in „Coins And Bones“. Für manche Filme bedarf es keiner Kamera.
Sascha Bertoncin
Veröffentlicht: 03/2014
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