(Mute/Rough Trade)
Seinen spätestens seit „A U R O R A“ signifikant gewordenen Sound aus Ätzung und Zersetzung relativiert Ben Frost – wie schon zuletzt im Rahmen der dramatischen Dichtung „The Wasp Factory“ – im Angesicht einer zeitgemäß-launisch abgründigen Fiktion. Die britische TV-Serie „Fortitude“ gefällt sich in eisgekühlten Extremsituationen, die der Wahl-Isländer auf der ihm angetragenen Ebene auf erstaunlich warmherzige Weise konterkariert. Selbst in jenen Passagen des kleinteilig gehaltenen Scores, die auf bewährte Manier Bedrohungsszenarien angehen, macht sich die Eigenart bemerkbar, Ambiguitäten einzuweben, die dank ihrer beiläufigen Erhabenheit abmildern, was die simultan evozierten Atmosphären (Horror-Szenarien) in konventioneller Weise erfordern. Und sie anhand einer geradezu frechen Unbekümmertheit gegenüber dem Sujet sogar in eine Parallelwelt ableiten, in der es sich sogar furchtlos verweilen lässt. So wenig man sich also auch wünschen mag, den in „Fortitude“ geschilderten Wahnsinn am eigenen Leibe erleben zu müssen, so sehr möchte man in Ben Frosts Musik aufgehen. Eine Musik, die nicht zuletzt eine vielleicht auch nur insgeheim ersehnte Brücke zwischen Pink Floyd, John Carpenter und Mogwai zu schlagen versteht. „Tainted Love“ im Angelo Badalamenti-Style inklusive.
Stephan Wolf
Veröffentlicht: 05/2017