Bela B.
„Bye“
(B-Sploitation/Rough Trade)
,Ja, so muss ein Cowboy sein: dreckig, feige und gemeinʼ – das weiß Bela B. seit dem Ärzte-Klassiker „El Cattivo“, also seit ziemlich genau 30 Jahren. Höchste Zeit, dass sich der Mann, der eigentlich Dirk Felsenheimer heißt, auf seinem dritten Soloalbum wieder mit staubigen Themen beschäftigt. Alleine ist er auf „Bye“ allerdings nicht: Das Nürnberger Americana-Quartett Smokestack Lightninʼ hält ihm den Rücken frei, und als Duettpartnerinnen schauen die texanische Sängerin Lynda Kay sowie Peta Devlin von Die Braut haut ins Auge rein. Ideale Partner für 13 Songs voller Gesetzloser, Beziehungskatastrophen und befleckter Rücksitze, in denen Bela B. stets zwischen Machismo, Treueschwüren und angedeuteten Sauereien schwankt. Der Opener „Abserviert“ deutet schon an, dass Liebesgeschichten hier selten gut ausgehen, und selbst der Quasi-Heiratsantrag „Immer so sein“ ist trotz luftig groovender Akustikgitarren immer von chronischem Zweifel durchdrungen. Die in Sachen Country und Rockabilly stilsichere Backingband unterstützt diese makellose Selbstinszenierung als emotionaler Outlaw vor allem beim lasziven Schweinigel-Shuffle „Verwöhnʼ“ bestmöglich, und selbst Bo Diddley spitzt im RockʼnʼRoll-Himmel verblüfft die Ohren ob dieser schlüpfrigen Umarbeitung seines Klassikers „Iʼm A Man“. Ein Mann ist auch Bela B. – und braust nach dem finalen „Peng!“ und einem letzten Blick in den Rückspiegel mit halb blutendem, halb hämisch grinsendem Herz tapfer von dannen. Etwas Besseres als die Liebe findet er schließlich überall. Etwas Besseres als dieses Album vielleicht nicht.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 05/2014