Review
Artist: Bela B
Titel: Bastard
- Artist: Bela B
- Label/Vetrieb: n/a
Bela B „Bastard“
(B-Sploitation/Rough Trade)
Er folgte „El Cattivo“, begleitete den „Vampir mit dem Colt“ und enterte im Clip zu „Abserviert“ mit Cowboyhut den Kuhstall. Jetzt ist Bela endgültig „Im staubigen Staub der Staubwüste“ (so ein Zwischentitel des neuen Albums) angekommen. Dort, wo sich Männer nicht nur mit Revolvern, sondern auch mit Augen-Close-Ups duellieren und Twanggitarren in der Luft liegen, sobald ein Desperado den Weg kreuzt. Nach dem 2016. veröffentlichten Hörspiel „Sartana – Noch warm und schon Sand drauf“ widmet sich B auch auf seinem vierten Soloalbum dem Spaghetti-Western. Gewürzt mit Dialogsplittern und Erzählerpassagen, die Synchrondrehbuchlegende Rainer Brandt eingesprochen hat. Doch „Bastard“ ist keine Neuauflage von „Sartana“ mit mehr Musik. „Der Dreck von Indian Creek“ spielt lässig mit Western-Motiven, strotzt aber auch vor Humor, wie man ihn von Bela B kennt. Spätestens, wenn er sich dem Versagen diverser Reinigungsmittel widmet, grinst man im Kreis. Auch die Frage, „Warum denn kein Chop Suey“ in die Pfanne eines Revolverhelden komme, sondern nur Bohnen mit Speck, zeigt, wo es langgeht. „Bastard“ ist eine glänzende, hintersinnige Hommage an ein Genre, dessen Ruppigkeit heute fast schon charmant wirkt. Musikalisch erweisen sich Smokestack Lightnin’ und Peta Devlin ein weiteres Mal als perfekte Ergänzung, die Augenzwinkerndes („Das Schwache Geschlecht“), Stilechtes („Showdown“) und Hitverdächtiges („Einer bleibt liegen“) grandios unterstreicht. Gäbe es nicht so viele Facetten in Belas Schaffen, man könnte behaupten, er habe nun endgültig sein Ding gefunden. Wahrscheinlicher ist, dass die nächste Überraschung nur einen Tagesritt entfernt liegt.
Christoph Kutzer
Veröffentlicht: 03/2017