Ayria
„Paper Dolls“
(Alfa Matrix/Soulfood)
Drei Jahre nach „Plastic Makes Perfect“ kehrt Jennifer Parkin mit einem neuen Ayria-Album zurück. Wieder hat sie mit Sebastian Komor zusammengearbeitet und die Kooperation zeigt nach wie vor keine Verschleißerscheinungen. Im Gegenteil: „Paper Dolls“ klingt enorm abwechslungsreich (den Titel „Chameleon“ darf man hier ruhig als Programm verstehen) und frisch. Bei Tracks wie „Crash And Burn“ werden selbst beinharte Nichttänzer zumindest die Anlage lauter drehen. „Feed Her To The Wolves“ reizt die unverschämt eingängige Seite des Projekts aus und verdient uneingeschränkt das Prädikat: Hit. „You’re So Vacant“ erfreut mit treibendem Beat und knarzigen Sounds, überzeugt mit einem klasse arrangierten Mittelteil, besticht aber auch durch seinen Ohrwurmcharakter. Stilistisch ist das alles schwer in Worte zu fassen. Alternative Pop mit Wurzeln in EBM und Industrial trifft es wohl am besten. Das schließt gefühlvolle, ruhigere Stücke wie „Fading From Me“ ein. In solchen Songs wie auch in den Texten kommt eine gewisse Düsternis zum Zuge, die „Paper Dolls“ auch inhaltlich das gewisse Etwas verleiht. Das melancholische „Barren“ ist mit seinem mehrstimmigen Gesang einfach nur sterbensschön. „Deconstruct Me“ wiederum schiebt mit unwiderstehlicher Macht aus den Boxen. Die Bässe massieren die Magengrube, angezerrte Synthies unterlegen den hier geradezu lasziven Gesang. Im Hintergrund klirren Metallstangen. Selten war elektronische Musik so sexy.
Christoph Kutzer
Veröffentlicht: 05/2016
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