Review
Artist: Arcade Fire
Titel: Everything Now
- Artist: Arcade Fire
- Label/Vetrieb: n/a
Arcade Fire „Everything Now“
(Columbia/Sony)
Eine neue Platte von Arcade Fire ist eine vielfältige Angelegenheit. Die zurzeit vermutlich erfolgreichste Indie-Rock-Band lässt ihre Alben von interaktiven YouTube-Videos, mysteriösen Graffiti-Aktionen und vorgetäuschten Marketing-Kampagnen begleiten – mehr (scheinbares) Medienereignis geht kaum. So auch hier: Den Anfang machte eine angebliche Kommerz-Website, es folgten von der Band selbst lancierte Fake-Rezensionen, CD und Vinyl liegt ein Textblatt im Stil einer Discounter-Werbung bei. „Everything Now“ steht dabei nicht nur für die Ambition der Kanadier, die Stile noch wilder durcheinanderzuwirbeln als auf dem Vorgänger „Reflektor“, sondern auch für die Jetzt-und-alles-Mentalität sozialer Netzwerke und den Wahn manischer Smartphone-Nutzer, ständig ‚live’ sein zu müssen – was Win Butler und Kollegen stets trefflich parodieren. Musikalisch klingt ihr fünftes Studioalbum nur aufs erste Ohr wie eine Parodie: Wer dem Titeltrack und „Creature Comfort“ ABBA-Werdung oder Schlagertendenzen vorwirft, prallt lediglich an der elektronisch wallenden Instrumentierung ab und überhört, um was für vorzügliche Songs es sich handelt. Und auch wenn „Signs Of Life“ Grüße an Talking Heads ausrichtet und „Infinite Content“ einen rabiaten Stakkato-Rocker abgibt, muss man feststellen: Von Indie oder gar Bruce Springsteen, mit dem Arcade Fire früher gerne in einem Atemzug genannt wurden, hat „Everything Now“ kaum mehr etwas. Umso mehr dafür von punktgenauer Popmusik mit Blick über den Tellerrand, die allen stets einen Gedanken voraus ist.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 09/2017
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