Wem die asiatische Frauen-Punkband Voodoo Queens etwas sagt (an sich eher eine rhetorische Frage), dem wird deren Frontfrau Anjali Bhatia keine Unbekannte sein. Mit dem Punk ihrer Ex-Band hat Anjalis Debüt allerdings ebenso wenig gemeinsam, wie Slipknot mit der Friedensbewegung. Filmmusik-ähnliche, eher düstere Soundscapes vermischen sich auf Anjalis von der englischen Presse hochgelobten Erstling mit dem geheimnisvollen sexy (Sprech)-Gesang zu einem die Sinne betörenden, akustischen Voodoo-Rausch irgendwo zwischen Ambient, Dance, Pop und Soul, gleich einer Mischung aus der intensiven Atmosphäre eines Barry Adamson, der schwülstigen Tanzbarkeit eines DJ Cam und der unnahbaren Entrücktheit von Bands wie Portishead, Bowery Electric oder Massive Attack. „Anjali“ zieht dich hinab in ihre faszinierende, nokturne Welt zwischen dem weißen Rauschen im TV und dem nie wieder einsetzenden Sonnenaufgang, „beat until there is no time just space“ (aus „Mistress Of Disguise“), wo sich alle Sünden der nächtlichen Großstadt mit den süßen Geheimnissen des Orients vermischen, dich gefangen halten in ihrem nebulösen und doch nicht entziehbaren Bann, aus dem du spätestens nach „Space Lust“ sowieso nicht mehr entkommen willst, sondern dich ganz den ausschweifenden Saturnalien der Allround-Musikerin hingibst. Doch wie jeder Rausch endet auch „Anjali“ irgendwann unweigerlich, weckt das abrupte Ende des fast akustischen „Kali Came“ brutal aus einem der schönsten Träume, die man momentan haben kann. Doch glücklicherweise ist die Repeat-Taste nüchterne Realität und geleitet einen nach deren Betätigung langsam wieder abwärts ins bekannte Dunkel…
Veröffentlicht: 2000
2000 findest du Hier finest Sonic-Secucer Ausgaben aus dem Jahr 2000