Sie ist zurück: Die ungekrönte Queen aller sexy Damenstimmen, von ehemaliger Lebensabschnittspartnerin zur erklärten Ober-Muse von Chef-Melancholiker Nick Cave emanzipierten Avantgardepop-Powerfrau avanciert, mit dessen Bad Seeds und insbesondere Gitarrenfreund, Producer und Soulmate Mick Harvey, die zierliche Australierin im regnerischen Londoner Nieselwetter nach sieben mageren Jahren des Wartens wieder eine Handvoll libidinöse, frivole, sinnliche bis charmant-morbide Herzschmerz-Songs über das Thema Nr. 1 und seine facettenreichen Folgen des merkwürdigen Verhaltens geschlechtsreifer Großstädter (und Landbewohner) von Text und Noten in unbeschreiblich zauberhafte, bittersüße Kuschelmusik für die gemütliche Ecke der Kammer verwandelte. Wie auch auf seinen eigenen Alben liebt Harvey die Abwechslung: Könnten die Coverversionen „Home Is Where The Hatred Is“, „I Hate Myself“ und „Bella Ciao“ noch ohne jede Beanstandung als reine Bad Seeds Songs mit Anita Lane Vocals durchgehen, versucht man sich erotisierend an souligem Liedgut („Do That Thing“, „I Love You I Am No More“) ebenso gekonnt wie an entspannten, farfisa-unterstützten 60ies Disco-Engtanz-Schmachtfetzen („Caesar Needs A Brutus“) und fühlt sich selbstverständlich auch in klassischen Pop(p)gefilden wohler als in den heimischen vier Schlafzimmerwänden („The Next Man“, „Do The Kama Sutra“). Mit „Sex OÔÇÖ Clock“ hat man nach dem „Dirty Pearl“-Debüt einen würdigen Nachfolger geschaffen, welcher erst auf den zweiten Blick richtig zu greifen scheint, dann allerdings mit einer Intensität, die man in diesen Zeiten wahrlich lange suchen muß und die einmal mehr die absolute Ausnahmestellung (Vorsicht: Wortspiel!) einer der wohl interessantesten Mute-Künstler(innen) zeigt.
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