Review
Artist: Amplifier
Titel: Trippin’ With Dr. Faustus
- Artist: Amplifier
- Label/Vetrieb: n/a
Amplifier„Trippin’ With Dr. Faustus“
(Rockosmos/Alive)
Sie haben nun, ach! The Who, Krautrock und Soundgarden, und auch Led Zeppelin durchaus studiert, mit heißem Bemühn und schaffen es doch mit jedem Album wieder, neue, eigene Wege zu beschreiten. Der sechste Langspieler der vier Herrschaften aus Manchester klingt zwischen den schweren Gitarren des Openers „Rainbow Machine“ und der akustischen Zartheit und Melancholie von „Anubis“, dem psychedelisch bunt strahlenden „Supernova“ und dem progressiv verschobenen „Big Daddy“, das ein bisschen wirkt, als würden sich Hippies an einem Tool-Song versuchen, bestechend vielseitig, ohne den roten Faden vermissen zu lassen. Dabei macht die Band einen gelockerten Eindruck, als habe die Gründung des eigenen Labels Rockosmos mehr Luft zum Atmen freigesetzt. Inhaltlich kreist der musikalische Trip um faustische Themen wie Erfolg, Ruhm und Macht, ohne sich im Sinne eines eng gefassten Konzepts aufzudrängen. Immer bleiben Bandkopf, Sänger und Produzent Sel Balamir und seine Mitstreiter (darunter der ehemalige Oceansize-Gitarrist Steve Durose) ihrem Spieltrieb verbunden. Das schließt auch einen wohltuenden Sinn für Humor ein. So rät die Band dringend davon ab, das „Trippin’“-Shirt bei Bewerbungsgesprächen für seriöse Jobs zu tragen. Mit ihrer sympathischen Querköpfigkeit und der Gabe, gleichermaßen verschrobene wie zugängliche Songs zu schreiben, liefern Amplifier auch 2017. ein wirksames Gegengift gegen Frust und Langeweile.
Christoph Kutzer
Veröffentlicht: 07/2017