Alvvays „Antisocialites”

(Transgressive/[PIAS] Cooperative/Rough Trade)
Sommer, Sonne, Campingfreuden. Oder vielmehr: Surfbretter. Nein, der Rezensent ist nicht zufällig in der falschen Jahreszeit gelandet. Im Player liegt nur gerade das zweite Album von Alvvays aus Ontario – und dass das für die Freiluftsaison mehr als geeignet ist, dürfte jeder ahnen, der das selbstbetitelte Debüt von 2014. inklusive dem zauberhaften Hit „Archie, Marry Me“ noch im Ohr hat. Wer also von Best Coast oder Dum Dum Girls immer noch nicht genug im Schrank hat oder in letzter Zeit mangelnden Output dieser Bands beklagt: Nichts wie die dunkle Brille auf und versonnen gen wolkenlosen Himmel geblinzelt, solange es noch geht. Dazu laden nämlich praktisch alle Songs auf „Antisocialites“ auf Anhieb ein. Zuallererst die Single „Undertow“, auf der Sängerin Molly Rankin mit glockenheller Stimme genauso selig gluckst wie in „Dreams Tonite“, weil die Verliebtheit zu sorglos federndem Indie-Pop mal wieder die Oberhand behalten hat. Und wenn es einmal anders ist, träumt sich Rankin mit den Worten ‚I will never be your type’ etwas niedergeschlagen, aber trotzig in die nächste Surf-Melodie und zahlt es den Herren der Schöpfung zur spröden Drummachine von „Not My Baby“ mit gleicher Münze zurück. „Do you want to forget about life with me tonight?” fragt sie im letzten Stück mit herzigem Augenaufschlag – und wer könnte da nein sagen, auch wenn der Herbst vor der Tür steht?
Thomas Pilgrim