Randolph’s Grin „Intent”
(2808-MGMT/Rough Trade)
Eine außergewöhnliche Scheibe – das sagt sich so leicht, und so also sollte man in diesem Fall hinzufügen: Wer hier die Augenbrauen in zweifelnder Mimik hebt, sollte einfach schleunigst in diese Scheibe hineinhorchen. Modulierende Sequenzen und Drumloops, die an Ästhetiken der frühen Neunziger erinnern, führen ins Album ein. Alsbald indes schleichen sich elegant Elemente aus noch früheren Zeitaltern ins Klanggespinst; die Achtziger erheben ihr Haupt. In des Gespinsts Mitte zieht Sängerin Adelheid Winkler das Ohr und den Geist in ihren Bann: ätherisch schwingen sich ihre Gesangsbögen durch die verhallten Räume, um dann in unerwartete Intimität und Filigranität zu tauchen und schließlich zuweilen in lockender Laszivität zu verwirren. Gerade ihre Sprechgesänge vermögen Gänsehautfeeling hervorzuzaubern. Ihre Geschichten, Bilder und Erzählungen sind inspiriert von einem gewissen Carlos Castaneda, der in früheren Jahrzehnten abenteuerliche Reisen in die Zwischenwelten magischer Unfassbarkeit unternahm. Aus diesem thematischen Urgrund schöpft diese Scheibe womöglich ihr zuweilen aufsteigendes unwirklich anmutendes Wesen. Sie gehört übrigens in die Kategorie jener, die ihre geheimnisvolle Identität und den ganz eigenen Zauber erst nach und nach zu entschleiern pflegen. Es lohnt sich, verhext zu werden von diesen rauschhaften Klängen! Anspieltipps: „Stories“, „Silence“, „The Teacher.“ Och, eigentlich: alles.
Kym Gnuch
Rezension aus Sonic Seducer, Ausgabe 11/2017.