Ministry „AmeriKKKant”
(Nuclear Blast/Warner)
Wie lange Master Al Jourgensen das Spiel, nun wirklich das letzte Ministry-Album aller Zeiten veröffentlichen zu wollen, um dann doch noch ein weiteres vorzulegen, weitertreiben wird, kann nur die Zukunft beantworten. Womöglich würd’ er wirklich gern das langjährige Musikprojekt endgültig abschließen? Und vielleicht liefert ihm tatsächlich die immer wieder Oberhand gewinnende Absurdität der US-Politik ausreichend Gründe, kreativ-wütend tätig zu werden? Jedenfalls handelte es sich weder bei „The Last Sucker“ noch bei „Relapse“ und auch nicht bei „From Beer To Eternity“ um das definitiv letzte Werk; mit „AmeriKKKant“ legt Uncle Al das 14. Ministry-Album vor. Für Menschen, die die Industrial-Helden immer nur über ihren Oberklassiker „Psalm 69“ (1992) definieren, wird das frische Opus weniger Genugtuung enthalten als die drei oben genannten Alben der Neuzeit. Dafür aber gibt es eine herrliche Reise durch verschiedene Schaffensphasen des Maestros: „Twilight Zone“ erinnert in seiner schweren Half-Time-Ästhetik an Songs wie „Lava“ vom stets unterschätzten 96er Album „Filth Pig“; „Victims Of A Clown“ wirkt wie eine Reminiszenz an 1988/89 Ministry-Songs wie auch an die Revolting Cocks; „Wargasm“ macht alle „Psalm 69“-Anhänger glücklich, in „Anfifa“ gelingt es den Musikern, gleich mehrere Ären der langen Karriere zu verquicken – und allenthalben blitzen auf diesem Werk Anklänge an die eher experimentelle Krachkunst des relativ neuen Seitenprojekts Surgical Meth Machine auf. Den Musikern ist es wichtig, nicht nur auf die Fresse zu geben, sondern mit harschen, ungewöhnlichen Zwischentönen Aufmerksamkeit zu erheischen – und, natürlich, ein unüberhörbares politisches Statement gegen diese ‚republikanisch’ gewordene Welt ins globale Rund zu schreien. Ein gewichtiges Spätwerk.
Kym Gnuch
Rezension aus Sonic Seducer, Ausgabe 03/2018.