Mechatronic „Still Life“
(Space Race Records/Audioglobe)
Über seine Runden kommt „Still Life“ ohne gravierende Mängel, doch der Anspruch, den Mix aus hartem EBM mit lieblichem Synthpop auf eine neue Ebene zu hieven, erweist sich als zu hoch gegriffen. Wenn auch in durchaus angenehmer Form. Sicher, die Beats knallen vergleichsweise trocken, doch verhält sich die Gemengelage hierzu wie das Berufsbild des KFZ-Mechanikers zu dem eines Mechatronikers. Anstatt im Schweiße des Angesichts im Schmieröl zu schrauben, wird zart behandschuht nach der Quadratur der Schaltkreise gesucht. Mit durchaus brauchbaren Ergebnissen, die jedoch mehr Zeit benötigen, als der gewöhnliche Werkstattkunde zu zahlen bereit ist. So erweist sich „Still Life“ als ein Album, das es sich selbst allzu spürbar schwerer macht als unbedingt nötig. Dokumentiert es doch mancherlei didaktisch fundierte, aber dennoch allzu wagemutig ins Songformat gepresste Grundlagenforschungen, um sie mit prächtigen Fundstücken wie „Killing Time“ oder „Black Heart“ lediglich zu umgarnen. Für Entdecker, die nicht um jeden Preis den ultimativen Kick suchen, sicher eine Empfehlung. Doch die sind noch rarer gesät als die designierten Hits auf „Still Life“. Schade eigentlich.
Stephan Wolf
Rezension aus Sonic Seducer, Ausgabe 03/2018.