Luna Luna „Wenn ich tot bin – Das Beste“
(Supernova Music)
Vor nahezu 20 Jahren lösten sich Luna Luna überraschenderweise auf. Drei starke Alben hob die charismatische Soundschmiede aus Münster in der Zeit von 1989 bis 1997 aus der Taufe. „SuperNova“, der letzte Silberling aus der Feder von Mastermind, Gitarrist und Songwriter Stefan Kahé, entsteht parallel zur großen Abschiedstournee. Interessanterweise erlangt der bekannteste Song von Luna Luna („Wenn ich tot bin“) erst viele Jahre später so etwas wie Kultstatus, wird von alten und neuen Fans auf YouTube wiederentdeckt und auch in Szeneclubs plötzlich regelmäßig gespielt. Jetzt hat sich Stefan Kahé entschieden, eine Best Of mit den prägendsten Stücken der Neofolk-Truppe zusammenzustellen. Und irgendwie scheint die Zeit spurlos an den Kompositionen vorüber gezogen zu sein: Aktueller denn je muten die Lieder an, die allesamt von einer bittersüßen Schwermut durchzogen sind, was die Inhalte betrifft: ehrlich, authentisch und tiefgründig geht man hier zur Werke. Der Hörer bekommt das Gefühl, direkt in die Herzen der Musiker blicken zu können – hier ist nichts aufgesetzt oder glatt poliert. Im Gegenteil: Luna Luna stehen für handgemachten Folkpunk – ebenso Elemente der Mittelaltermusik, der Klassik oder der Neo-Romantik finden ihren Weg in das atmosphärische Soundkonstrukt – der ins Ohr und in die Beine geht. Komplettiert durch die ungewöhnliche, teils nasale und manchmal auch sehr rotzige Stimmfarbe von Sänger Frank Niggemann, erhalten Nummern wie „Und sie lachte“, „Marionetten“, „Küss mich“, „Schwarze Rose“ oder das grandiose „Wenn ich tot bin“ eine sehr individuelle Note. Eine sinnliche Klangreise in die Vergangenheit mit Nostalgiefaktor.
Jasmin Froghy
Rezension aus Sonic Seducer, Ausgabe 12/2016.