Lonely The Brave „Things Will Matter (Redux)“
(Hassle/Rough Trade)
Wenn ein Album mit dem Klammerzusatz „Redux“ nochmals auf den Markt kommt, halten sich die neuen musikalischen Erkenntnisse zumeist in
Grenzen – oft handelt es sich lediglich um Outtakes oder verzichtbare Alternativversionen angereicherte Neuausgaben, die vornehmlich den Sammlertrieb befriedigen und bei den Plattenfirmen die Kasse klingeln lassen. Ernster nehmen die Sache die Alternative-Rocker Lonely The Brave aus Cambridge und unterziehen ihren zweiten Longplayer vom Mai 2016 einer grundlegenden Frischzellenkur. Einziges neues Stück ist der letztendlich nicht auf „Things Will Matter“ enthaltene Titelsong – und darüber hinaus entlockt das Quintett den Originalen mitunter ganz neue Seiten. Den ursprünglich raubeinigen Rocker „Rattlesnakes“ etwa bauen die Briten um eine humpelige Pianofigur herum, aus dem noisigen Stakkato von „Radar“ wird eine luftige Halbballade, während die Stimme von Frontmann David Jakes noch weiter in den Vordergrund rückt als vor eineinhalb Jahren. Durch andere Stücke wehen Echos von Post-Rock und Electronica, und am Ende schwingt sich „Jaws Of Hell“ zu fast soundtrackartiger Opulenz auf – und man fragt sich unweigerlich, welche dieser Elemente auf dem nächsten regulären Album zu hören sein werden. Bis dahin veredelt „Things Will Matter (Redux)“ die Wartezeit jedenfalls enorm.
Thomas Pilgrim
Rezension aus Sonic Seducer, Ausgabe 11/2017.