Hans Zimmer & Benjamin Wallfisch „Blade Runner 2049 (Original Soundtrack)“
(Columbia/Sony)
Soso: Der Isländer Jóhann Jóhannsson ist doch nicht im Soundtrack zum Sequel von Ridley Scotts 1982er Sci-Fi-Klassiker zu hören, weil er sich den Machern zufolge zu sehr vom Geist des damaligen Vangelis-Scores entfernte. Und wurde flugs durch Filmmusik-Gigant Hans Zimmer und den britischen Komponisten und Dirigenten Benjamin Wallfisch ersetzt, die – vermutlich das Gleiche tun, aber weitaus namhafter sind. Aber was nützt das Spekulieren? Die neuen Besen kehren ausgezeichnet und erweitern den Original-Score musikalisch genauso respektvoll wie die Fortsetzung den ersten Streifen cineastisch. Atmosphärisch kokelnde Synthies und brillante Streichersätze tun das Ihre, ein neues Titelthema ist genauso dabei wie eine renovierte Version von „Tears In Rain“ mit Bonus-‚The’ im Titel. Und in „Flight To LAPD“, „Wallace“ und „Hijack“ mischen sich auch Spuren von Dark Ambient und Industrial unter die konventionelleren Tracks. Merkwürdiges Detail: Auf der Doppel-Vinyl-Version fehlen die aus den 60er Jahren herübergebeamten Stücke von Elvis Presley und Frank Sinatra, obwohl sich das analoge Medium doch dafür anböte. Vertreten hingegen: Lauren Daigle mit dem poppigen Abspann-Song „Almost Human“ – eine köstlich blauäugige Interpretation des Leinwand-Gerummels um Menschen und Replikanten. Kaum auszudenken, wenn Geoff Barrow und Ben Salisbury ob ihrer glänzenden Comic-Vertonung „Drokk“ den Zuschlag für diesen Soundtrack erhalten hätten – doch das vergessen wir mal ganz schnell. Denn wer kennt schon Portishead?
Thomas Pilgrim
Rezension aus Sonic Seducer, Ausgabe 03/2018.