Und auch wenn man weiß, dass man in der Besetzung einen druckvollen Metal-Sound erzeugen kann, wollten die Oberfranken diesen Weg, den auch schon andere Bands gegangen sind, nicht beschreiten. Der Wunsch nach etwas Anderem brachte sie auf die Schiene des Big-Band-Sounds der 1920er-Jahre. Den „Sündenpfuhl Berlin“ wollte sie musikalisch wiederaufleben lassen, sagt die Band. Tatsächlich ist das in Teilen gut gelungen. Swinganleihen und Rhythmen klassischer Tänze geben einem schon das Feeling der Nachtclubs und Bars, wie sie derzeit auch in diversen TV-Sendungen gezeigt werden. Allerdings mischen sich dazu auch Balkanbeats, polkaähnliche Elemente und Jahrmarktgedudel. Die moralische Flexibilität dieser Zeit (mit den typischen Hämatom-Texten sowieso) dürfte das schon gut wiedergeben, ob es jetzt zwingend das Nachtleben Berlins im jungen 20. Jahrhundert skizziert, mag dann jeder für sich entscheiden. Das Albumcover und der Titelsong „Berlin“ – eine Liebeserklärung an die Stadt, über Dolly Partons „Jolene“ getextet – sind andererseits kaum subtil auf die Metropole ausgerichtet. „Berlin“ ist wie gesagt kein typisches Hämatom-Album. Die Band ist zwar im Gesang, den Texten und der allgemeinen Stilistik zu erkennen, aber „Berlin“ ist kein Metal- Album, eher ein experimentelles Werk – das aber enormen Spaß macht. Als erste Singleauskopplung werden die Fans „Tanz auf dem Vulkan“ zu hören bekommen. Und das ist sehr fair von der Band, denn der Song gibt einem ein recht genaues Gefühl für den Rest des Albums. „Tanz auf dem Vulkan“ ist das, was man im Kern bekommt, ohne dass die anderen Lieder deswegen langweilig würden! Im Gegenteil: Die Spiel- und Experimentierfreude von Hämatom klingt aus jedem einzelnen der zehn Songs hervor, und hält einen über die gesamte Spiellänge bei Laune, sofern man bereit ist, sich auf den „neuen“ Sound einzulassen.
Steffen Volkmer
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(KM)