Emigrate „A Million Degrees“
(Vertigo/Universal)
Es scheint, Richard Kruspe hat Gefallen daran gefunden, Gäste bei Emigrate einzubinden. Wie auf dem Vorgänger „Silent So Long“ (2014) sind auf „A Million Degrees“ in knapp der Hälfte der Songs Kollaborateure zu hören. Neben der aus dem Netz bekannten Gute-Laune-Nummer „1234“ mit Billy Talent-Sänger Benjamin Kowalewicz sind es vor allem zwei Tracks die Aufmerksamkeit erregen. In „Let’s Go“ hört man Kruspe und Till Lindemann zum ersten Mal ein Duett singen. Es ist eine eher unscheinbare, melodische Midtemponummer mit englischem Text, die nicht im Entferntesten an Rammstein erinnert. Das poppig-elektronische „I’m Not Afraid“ dagegen singt Richard mit Cardinal Copia von Ghost und auch abgesehen von der Stimme erinnert die Nummer etwas an die mysteriösen Schweden. Und sonst? „A Million Degrees“ ist ein vielfältiges Album irgendwo zwischen Alternative, Rock und modernem Metal, das außer rockigen Geradeausnummern wie dem orientalisch angehauchten „War“ oder „Spitfire“ einige ruhige, langsame Stücke wie „We Are Together“ oder „Eyes Fade Away“ enthält, die mit epischer Breite überzeugen. Kruspe hat sich als Sänger längst etabliert und das Gespür für prägnante Hooklines hat er eh im Blut. Den mit den zwei direkten Vorgängern klar definierten Emigrate-Sound führt er hier konsequent fort – ohne große Überraschungen, aber auf hohem Songwriting- und Produktionsniveau. Sascha Blach