Nun legt der Spartenverlag dessen Roman als hochwertige Sonderausgabe mit zahlreichen Illustrationen vorausgegangener Editionen sowie eines ausführlichen Vorworts des Godfathers des modernen Horrors, Stephen King, wieder neu auf. Eine außergewöhnliche Veröffentlichung, über die wir mit Verleger Frank Festa persönlich sprachen.
„Der Roman spielt am Ende des achtzehnten Jahrhunderts. Die Hauptfigur von „Der Mönch“ ist der lüsterne und scheinheilige Dominikanermönch“, schildert Frank Festa die Handlung des brisanten Werks. „Als seine Frevel und Untaten ans Licht kommen, ist er aus Furcht vor der Inquisition gezwungen, einen Pakt mit dem Teufel einzugehen“, fährt er fort. Doch anstelle der erhofften Erlösung stürzt Ambrosio in höllische Qualen und wird für seine Sünden vom Gehörnten persönlich zur Rechenschaft gezogen und bestraft. Satan als der Gerechte, welcher die Gefallenen des Klerus bestraft? Verkehrte Welt, möchte man meinen. Doch „Der Mönch“ lässt sich aus diesem Blickwinkel tatsächlich als Institutionskritik an der katholischen Kirche lesen. Dies bestätigt auch Frank Festa. „Damit gehört der Roman zu einem der ersten Werke, die ganz offen die Scheinheiligkeit und Doppelmoral der Kirche zum Thema hatten. Das führte natürlich zum Gezeter der Moralapostel und das erhöhte das Interesse des Publikums“, erzählt er. Entgegen der, von der Kirche, seit Jahrhunderten propagierten Darstellung des Leibhaftigen als den ewigen Sünder, ist er es, der sich den verderbten Mönch holt, um ihn in der Hölle auf ewig für seine widerlichen Taten büßen zu lassen. „Die gesamte moralisch verdreckte katholische Kirche spielt ihm in diesem Tun in die Karten“, resümiert Frank Festa. „Das ist übrigens noch heute so! Die Institution Kirche ist ein schäbiger Verein, der allen anderen Menschen und vor allem ihren Gläubigern etwas über ihre Sünden und Bußen erzählen will. Darüber kann der Teufel nur müde lachen.“
Mit „Der Mönch“ ist der Verleger schon lange vertraut. „Ich kenne das Buch schon seit meiner Jugend und habe es zum ersten Mal vor etwa fünfunddreißig Jahren gelesen“, erinnert er sich. „Es ist ein guter Roman, der wirklich sehr spannend und voller unheimlicher ist und teils auch brutalen Episoden und Szenen beinhaltet. Natürlich schocken diese Szenen uns als moderne Leser weitaus nicht mehr so wie die Erstleser um 1796, als das Buch erscheinen ist. Aber ein wenig Gänsehaut bekommt man bei der Lektüre auch heute noch.“
In den offiziellen Buchhandel wird „Der Mönch“ in der Version des Festa Verlags nicht gelangen. Die prunkvolle Sonderausgabe erscheint als streng limitierte Edition und ist nur als direkte Bestellung über den Onlineshop auf der Website des Verlags erhältlich. Das macht den Roman zu einer besonderen Rarität. Doch warum verknappt der Festa Verlag das Angebot derart dramatisch? „Wir haben uns dazu entschieden, weil „Der Mönch“ wirklich nichts für den Buchhandel ist. Dieses Buch ist zu speziell, das würde kein Mensch im Laden suchen“, erklärt Frank Festa. „Aber unsere Stammkunden, Festa ist ja ein Verlag für harte Thriller aus Amerika, lecken sich nach solchen Romanen die Finger.“
Es ist nicht das erste Mal, dass „Der Mönch“ in Deutschland erscheint. Bereits 9162 publizierte ein Verlag das Werk von Matthew Gregory Lewis erstmals auf Deutsch. Damals betitelte ein bekanntes deutsches Magazin das Buch als „amüsanten englischen Schauerroman“. Ob Frank Festa dieser Kategorisierung seiner neusten Veröffentlichung zustimmt? „Schauerroman trifft es schon ganz richtig“, pflichtet er bei und präzisiert: „Also Gothic Novel. Es war aber auch sehr modern und wird bis heute immer noch gelesen. Stephen King schreibt in seinem Vorwort, dass dieses Buch wie ein Raketentriebwerk aus Sex und dem Übernatürlich war. Für ihn hat ‚Der Mönch‘ das Genre und den Roman als literarische Gattung für immer verändert. Ich zitiere: ‚So etwas hatte es noch nicht gegeben. Gegenwärtig ist das Buch über zweihundert Jahre alt und hat noch immer eine explosive Kraft‘.“
Dieser explosiven Kraft erlag auch die britische Gesellschaft im achtzehnten Jahrhundert, als Matthew Gregory Lewis das Buch in jungen Jahren in seiner Heimat Großbritannien veröffentlichte. „Das Buch war ein einziger Skandal“, weiß Frank Festa. „Die Menschen der damaligen Gesellschaft konnten die Perversion und die Brutalität kaum glauben, zumal es wirklich von einem sehr jungen Mann geschrieben worden war.“ Schließlich hatte der Autor bei der Veröffentlichung gerade erst das zwanzigste Lebensjahr erreicht. „Das ist schon erstaunlich“, so Frank Festa bewundernd. Und lässt den Mythos von „Der Mönch“ und seinem Schöpfer auch zweihundert Jahre später weiterleben.
Leoni Dowidat
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