Coh „Plays Everall“
(Hallow Ground/Cargo)
Ivan Pavlovs Hommage an den vor drei Jahren verstorbenen Sentax-Gründer John Everall besitzt die knackige Derbheit von DAF, das Verstrahlte von Tangerine Dream („Quantum Gate“ sollte in diesem Zusammenhang dringend vernommen werden) sowie nahezu alles von dem, was Kraftwerk einst an den Intellekt verrieten. Infantil veranlagte Strukturen vermengen sich mit Anmutungen schönster Gebrauchsware – und jenem gewissen Etwas, das rein elektronischer Musik den Odem des (allzu) Menschlichen einhaucht. Ich persönlich glaube ja, „Plays Everall“ so gegen 1979 schon einmal gehört zu haben. In der hiesigen Kaufhalle. Bei der staunenden Beschau eines Wasserkochers. Errare humanum est, sed in errare perserverare diabolicum. Die enervierend stoischen Strukturen aus dem selbst Wildorangen zermürbenden „Wavetrap“ weisen und weihen auch eher klein geratenen Beelzebuben den Weg. „State Calm“ Klaus Doldinger („Constellation“) den ins Grab. Der indirekt beteiligte Geoffrey Laurence Rushton (John Balance) kennt ihn bereits. Morbide Moderne.
Stephan Wolf
Rezension aus Sonic Seducer, Ausgabe 11/2017.