Birds Of Passage „The Death Of Our Invention“
(Denovali/Soulfood)
„Walk Slowly, A Dream Lies Here“ – das ist zwar der Titel eines Albums von This Ascension, doch steht er dem zweiten Longplayer des neuseeländischen Ethereal-Wave-Soloprojekts Birds Of Passage vermutlich besser zu Gesicht als der in diesem Fall eigenhändig gewählte Name. Warum nur, warum? So doch das Verstorbene vermutlich nicht imstande ist, zu träumen. Aber genau dazu lädt „The Death Of Our Invention“ ein. Und was auch immer sich Alicia Merz gedacht haben mag: Agonie und Euphorie bleiben hier eng verwandt. Sicherlich regt diese zart besaitete (aber dennoch ungemein starke) Musik eher dazu an, Gedanken ans Verflossene zu spinnen. An Erlebnisse, deren Charakter des Vergangenen das Bewusstsein hofieren (und das Unterbewusstsein längst in Beschlag genommen haben). Und eben weniger jene sporadischen Anwandlungen, die sich ans Morgen wenden. Allein Liz Harris (Grouper) gelingt es derzeit, noch spröder und offenherziger zu agieren. In zuckrig-süß gäbe es da noch „Agate Lines“ von Area – wenn es um die Erzeugung jenes gewissen Etwas geht, das „The Death Of Our Invention“ wie ein wirres Tonikum der Sedierung umtost. Doch das ist lange her (1990). Weniger lange als die hauseigenen Vorläufer dieses Albums: „Without The World“, „Winter Lady“, „This Kindly Slumber“. Allesamt Scheiben, die interessierten Hörerinnen und Hörern hiermit gleichfalls ans Herz gelegt gehören. Wie eben auch das Neueste. Aus dem Land der schwer einzuschätzenden Träume.
Stephan Wolf
Rezension aus Sonic Seducer, Ausgabe 05/2018.