Binary Park „Life On Lines”
(Infacted/Soulfood)
Einst gestartet im Sog von Bands wie Haujobb oder Front Line Assembly, um komplexen EBM/Dark-Electro-Sound mit modernen Techno-Elementen zu kreuzen, stehen nun die Zeichen auf Pop. 2018 ist das Trio ein Muss für Synthiepop-Liebhaber von Bands wie Mesh, Frozen Plasma, De/Vision, Covenant & Co. So sind Tracks wie „Dream Like This“ oder „Nothing“ eher ein Fall für gepflegte Afterwork-Lounges als für düstere vernebelte Undergroundclubs. Aber das passt ins Konzept der Macher – Während Torben Schmidts andere Band Lights Of Euphoria noch immer auf die Clubs schielt, stehen bei Binary Park die Songs im Vordergrund. Von guter Laune ist man aber immer noch weit entfernt; das ganze Album durchzieht eine gewisse Melancholie. Geblieben sind die konsequent synthetischen, bisweilen unterkühlt anmutenden Sounds der hessischen Produzenten- und Synthie-Veteranen Gregl und Schmidt sowie der gefühlvoll-melodische Gesang des Briten Huw Jones. Erfreulicherweise verzichtet man auf jegliche 80er-Jahre-Folklore. Müsste man das elektronische Album klangtechnisch verorten in einer anderen Zeit als der unsrigen, so wäre es hier wahrscheinlich 1998 (und eben nicht 1982).
Uwe Marx
Rezension aus Sonic Seducer, Ausgabe 04/2018.