Arkona „Khram“
(Napalm/Universal)
Mit dem achten Album dokumentieren die Moskauer Pagan Metal-Regenten neben der respektablen Fähigkeit zu anhaltender Hochqualität vor allem auch ihr mutiges Bekenntnis zu ehrlichem Wandel, zur natürlichen Weiterentwicklung. Das Quintett um Sängerin Masha kann erneut auf ganzer Linie überzeugen. Arkona begeistern mich mit ebenso universellem wie seriös aufbereiteten Tiefgang, der so im Genre äußerst selten vorzufinden ist. „Khram“, russisch für „Tempel“, ist wie ein rauschhafter, aber seelisch gesundender Trip in düster-geheimnisvolle, spirituell-schamanische Naturmystik, in der man sich glatt verlieren kann. All die Schichten der weiblich-anmutigen und männlich-maskulinen bis kriegerisch wütenden Testosterongesänge waren nie zuvor von der Formation aufwändiger, facettenreicher und hingebungsvoller gestaltet worden. Mittels wunderbar eingeflochtener ergötzlich verspielter Klangelemente aus slawisch-traditioneller Folklore gerät das Ganze zu einer einzigen, ehrfürchtigen Hommage an die archaisch geprägte kosmisch gefühlte Verehrung von Flora und Fauna. Das allseits vielfältig angelegte Material ist nämlich einfach makellos komponiert, rundum perfekt instrumentiert und vor allem auch enorm einfallsreich arrangiert. Neu bei Arkona: überlange, auch atmosphärisch immens gehaltvolle Monumentallieder, die wie „Tseluya-zhizn“ über 17 (!) Minuten gehen, wachsen im Laufe der Spieldauer immer mehr zu ganz großen Epen heran. Jedes Detail der sagenhaft abwechslungsreichen Gestaltungsarchitektur ist so liebevoll und schlüssig ausgearbeitet, dass das Rezipieren zu keiner Zeit unterhalb des Hochgenusses fällt. Arkona zeigen großmeisterlich, wie man ein riesig vielfältiges Klangbild auch atmosphärisch monumental rahmt. Eine unsagbar liebevolle, absolut grandiose Weiterentwicklung, und das sowohl kompositorisch, instrumentell als auch gesanglich. Hochgradig faszinierend und zutiefst berührend!
Markus Eck
Rezension aus Sonic Seducer, Ausgabe 02/2018.