Anna Burch „Quit The Curse“
(Heavenly/[PIAS] Cooperative/Rough Trade)
Lediglich zweite Stimme bei der amerikanischen Indie-Folk-Band Frontier Ruckus – ein bisschen wenig für Anna Burch. Das wird umso klarer, wenn man das Debüt der Frau aus Detroit hört. Das geht nämlich deutlich über traditionell orientiertes, versonnenes Geschrammel auf der Akustischen hinaus und favorisiert flockig-gefühligen Indie-Pop, der mal geknickt, mal hoffnungsfroh über die Liebe und über das Leben sinniert und seinen Reiz gleichermaßen aus formvollendeten Crooner-Melodien und angedeuteten Surf-Momenten bezieht. Doch Vorsicht: Songs wie die Single „2 Cool 2 Care“ können sich nach verhaltenem Beginn jederzeit in von unsanften Riffs aufgeraute kleine Rocker verpuppen – wenn nicht „Tea-Soaked Letter“ oder „Yeah You Know“ direkt ordentliches Tempo vorlegen und an eine schaumgebremste weibliche Ausgabe von The Thermals denken lassen. Und in Hinblick auf Burchs musikalische Vergangenheit will auch der eine oder andere Schlenker in Richtung Americana nicht verwundern – etwa in „Belle Isle“, wo die Sängerin herzzerreißend mit einer Pedal Steel-Gitarre um die Wette schluchzt. Am Ende dieses Albums sind die Tränen jedoch getrocknet – was daran liegt, dass sich „Quit The Curse“ schnell als eine reine Freude erweist.
Thomas Pilgrim
Rezension aus Sonic Seducer, Ausgabe 02/2018.